Mit Dorothee Bär von der CSU gibt es in der neuen Bundesregierung zum ersten Mal eine Staatsministerin für Digitales. Auch der knapp 200 Seiten lange Koalitionsvertrag, in dem das Wort “digital” insgesamt 290 mal vorkommt, zeigt deutlich die wachsende Bedeutung der Digitalisierung im politischen Kurs der Bundesregierung. In Bezug auf Städte heißt es im Koalitionsvertrag konkret:
“Wir wollen Städte, Kreise und Gemeinden bei der digitalen Modernisierung und Entwicklung zu Smart Cities aktiv begleiten. Dazu werden wir die Dialogplattform „Smart Cities“ fortsetzen und zukunftsfähige Modellprojekte in Deutschland fördern.” (S.114)
Doch wie weit sind deutsche Städte und Kommunen tatsächlich bereits auf dem Weg zu Smart Cities? Und was verbirgt sich konkret hinter dem Begriff “Smart Cities”?
Was ist eine Smart City?
Der Begriff Smart City wird im Zusammenhang mit der digitalen Transformation von Städten und Kommunen verwendet, und umfasst alle Bereiche, in denen Städte sich neue Technologien zu Nutze machen können, um Herausforderungen zu lösen. Wir von Insights setzen mit unserem Management-Tool dabei im Bereich “Smart Government” an, indem wir Online-Beteiligung einfach, transparent und effizient gestalten.
5 Voraussetzungen, um deutsche Städte smarter zu machen
Im internationalen Vergleich befinden sich - insbesondere die mittelgroßen Städte in Deutschland - noch eher am Anfang ihrer Entwicklung hin zu Smart Cities. Inspiriert vom First Tuesday, einer Veranstaltung des MHP Labs in Berlin zum Thema “Smart Cities”, auf der wir vor zwei Wochen zu Gast waren, haben wir uns daher fünf Voraussetzungen bzw. Maßnahmen überlegt, die deutschen Städten den Weg in Richtung Smart City weisen sollen.
Verantwortliche benennen: Dass deutsche Städte noch erheblichen Nachholbedarf beim Thema Smart Cities haben, kann man am deutlichsten an ihren Organisationsstrukturen erkennen. Während es zu den Ressorts Stadtplanung, Wirtschaft, Jugend & Soziales, sowie Kultur in jeder mittelgroßen Stadt in Deutschland ein Dezernat mit festgelegtem Ansprechpartner gibt, finden sich kaum Verantwortliche für Bereiche wie “Innovation” oder “Digitales”. Um langfristig Platz für technologiebasierte Lösungen in Städten und Kommunen zu schaffen, müssen daher zunächst die traditionellen Organisationsstrukturen aufgebrochen und neue Abteilungen und Stellen für innovative Services eingerichtet werden. Dies erleichtert zusätzlich auch den Verkaufsprozess von Start-Ups und anderen Anbietern smarter Lösungen, die in Kontakt mit Städten und Kommunen treten wollen.
Experimentierraum schaffen: Die digitale Transformation ist ein komplexer Prozess, der Einfluss auf die gesamte Stadtverwaltung hat. Etwas Neues zu lernen bedeutet aber immer auch Dinge auszuprobieren, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen. Daher ist es wichtig, dass Städte Experimentierräume schaffen, um smarte Lösungen zunächst kennenzulernen und dann in einer zwanglosen Umgebung zu testen.
Zahlungsbereitschaft: Technologiebasierte Lösungen müssen entwickelt werden und kosten Geld. Viele Städte und Kommunen sind jedoch derzeit noch nicht bereit, entsprechend Geld in smarte Lösungen zu investieren. Um dieser Herausforderung zu begegnen, kann es hilfreich sein, Hindernisse zu identifizieren, die Städte und Kommunen oft davon abhalten, einen bestimmten Anteil ihres Budgets für smarte Lösungen auszugeben. Vielen fällt es schwer, den Mehrwert, den eine technologiebasierte Lösung bringt, zu erkennen und zu verstehen. Daher sollte den verantwortlichen Entscheidungsträgern mit Best-Practice Beispielen der Mehrwert explizit erläutert werden, um so eine entsprechende Zahlungsbereitschaft herzustellen.
Mindset ändern: Wer smart sein will, muss sich auch smart verhalten. Um etwas Neues zu lernen und innovative Technologien zu implementieren, braucht es eine offene Organisationskultur. Doch insbesondere der öffentliche Sektor in Deutschland ist geprägt vom Image, eine eher konservative Leitkultur zu haben. Dieses Bild muss sich allerdings stark verändern, wenn deutsche Städte zu Smart Cities werden sollen. Auch hier empfehlen wir: Aufklärung durch Information! Ablehnung “Neuem” gegenüber ist in den meisten Fällen durch Unsicherheit und Unwissen begründet.
Technische Affinität: Technische Affinität ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass smarte Lösungen auch implementiert und im Arbeitsalltag verwendet werden können. Um dies zu erreichen, können bspw. Mitarbeiterschulungen durchgeführt werden. Zudem sollten auch neue Mitarbeiter eingestellt werden, die einen technologische Background in die Arbeitsabläufe einbringen können.
Unser Fazit: Es ist noch ein langer Weg bis alle Städte und Kommunen in Deutschland tatsächlich “smart” sind. Dennoch sind bereits einige positive Entwicklungen in die richtige Richtung zu erkennen. Dies wird z.B. durch eine steigendes Angebot an Netzwerk-Veranstaltungen deutlich, die den Austausch von Start-Ups mit dem öffentlichen Sektor fördern. Wir sind in nächster Zeit zum Beispiel bei GovTech Pioneers in Wien dabei. Kommen Sie gerne vorbei und erfahren Sie mehr über unsere Arbeit und Projekte.